Yasemin Aicher - Demenz in jungen Jahren - Aktivistin - Selbstbetroffene - Autorin - Bloggerin 

Am 12.02.1964 erblickte ich als Frühgeburt (7 Monate) in Heerlen (NL) viel zu früh das Licht der Erde, und mein Leben sollte fortan vom ewigen Kampf um die Gesundheit geprägt sein.

Von 1966 bis 1969 lebte ich mit meinen Eltern; Vater türkischer Abstammung und Mutter niederländischer Abstammung, in Ankara (Türkei), bevor es dann wieder zurück nach Köln ging. 

Am 12.06.1980 schloss ich die Realschule Sekundarstufe I mit einem Notenschnitt von 2,8 ab,   zwei Jahre später am 09.07.82 die Höhere Handelsschule für Fremdsprachenkorrespondenten, um dann weitere zwei Jahre später die Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten mit Übernahme ins Angestelltenverhältnis abzuschließen. 

Am 21.07.1989 habe ich dann meinen ersten Ehemann mit türkischen Wurzeln geheiratet. Aus dieser Ehe geht meine Tochter, geb. am 28.09.1991 in Köln, hervor. 

Von 1989 - 1991 war ich als Chefsekretärin bei der Deutschen Lufthansa in Istanbul beschäftigt

Nach der Geburt meiner Tochter war ich bis 1994 ausschließlich für meine Tochter da, und war darauf bis einschließlich 31.01.98 für verschiedene Textilagentur als Merchandiser tätig, bevor ich am 09.02.1998 meine Ehe für gescheitert erklärte und mit meiner Tochter zurück nach Köln ging, wo ich fortan in meinem Ausbildungsberuf als Verwaltungsfachangestellte bis zu meiner gesundheitlich bedingten Erwerbminderungsrente arbeitete. 

Bevor ich meinen jetzigen Ehemann am 18.11.2001 kennenlernte und zwei Jahre später heiratete, war ich alleinerziehend. Als ich/wir die Diagnose Demenz und Parkinson-Syndrom bekamen, war ich gerade einmal 44 Jahre alt. Von jetzt auf gleich veränderte sich mein Leben bzw. unser Leben schlagartig. Sowohl meine Mutter als auch meine Tochter und einige Freunde wandten sich von mir ab und überließen mich und meinen Mann uns selbst. Nachdem ich mich dann etwas gefangen hatte, und letzten Endes dann auch in die Frührente ging, beschloss ich, mich fortan der Aufklärung von Demenz in unserer Gesellschaft widmen. Ich gründete 2014 auf Facebook die Selbsthilfegruppe „Demenz in jungen Jahren“, die mittlerweile über 2600 Mitglieder zählt. Dort können sich Betroffene und deren Angehörige und auch andere austauschen, die mit Demenz konfrontiert sind. 2015 fing ich an, ein Buch über die Demenz und mich zu schreiben. Es dauerte ganze 7 Jahre, bis ich es unter Mithilfe meines Mannes fertig stellen konnte. In dieser Form ist es einmalig, da wir es ohne fremde Hilfe geschrieben und in einem Buchverlag eingereicht haben. Das Buch spiegelt mich und meine Demenz mit allen Einschränkungen zu 100% wieder und ist jetzt seit etwas mehr als 3 Monaten überall im Buchhandel oder über uns persönlich erhältlich. 

Knapp 2,5 Jahre (2021-Februar 2024) war ich zudem im Patientenbeirat des DZNE und gab dort meine Erfahrungen weiter. 

Seit Anfang 2023 bin ich Kooperationspartnerin bei Diversity-ON, wo es um Demenz mit Migrationshintergrund geht.

Immer wieder arbeiten mein Mann und ich bei Projekten mit Frau Prof. Roes vom DZNE in Witten zusammen. 

Demenz geht uns alle etwas an, und deswegen hat mein Mann auch ein Buch über Pflege/das Leben mit mir geschrieben. Unter „Meine Frau hat Demenz. Na und?“ ist seit 02.07.22 im Buchhandel erhältlich. 

Mit jedem unserer Bücher, die wir verkaufen, spenden wir 2,22€ für einen guten Zweck.

Mit der FTD und Parkinson Syndrom, dem FMF (Familiäres Mittelmeer Fieber), Pflegegrad 4 und 100% Schwerbehinderung mit den Merkmalen B,G,H gibt es natürlich mittlerweile nach nunmehr 16 Jahren erhebliche Einschränkungen in meinem/unserem Leben. Und dennoch ist und bleibt das Leben für mich/uns Lebens- und liebenswert. 

Seit kurzer Zeit ist Demenz auch nun meine Freundin, da ich letztendlich zu der Erkenntnis gekommen bin, das es besser ist mit einer Freundin zu leben als mit einer Feindin. 

Daher ist ein 2. Buch, wo es um unsere Dreierbeziehung geht, bereits in Arbeit und ich hoffe, das mir genügend Zeit bleibt, es fertig zu stellen. 

Solange es mir möglich ist, werde ich mich der Aufklärung von Demenz widmen, um uns Betroffenen unseren Platz in der Gesellschaft zu schaffen. Demenz geht uns alle etwas an, denn es kann wirklich jeden treffen. 

Und daher:

 

Carpe Diem 

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